Schlaraffia? Woher?
Ein Zufall in Prag.
Betrachtet man es genau, dann ist die Entstehung Schlaraffias® einem Zufall zu verdanken, der sich im Jahre 1859 in Prag abspielte.
Zu dieser Zeit blühte in der Stadt die Kultur. Das Deutsche Landestheater feierte unter seinem Direktor Franz Thomé große Erfolge. Thomé und ein großer Teil seiner Bühnen- und Orchestermitglieder waren Mitglied in der „Arcadia“, einem Verein von Künstlern und Kunstbeflissenen in Prag.
In diesem Verein gab es allerdings auch einige, die sich nur ihres Geldes wegen zeigten und ein gewisses Protzentum an den Tag legten.
Als eines Abends der Theaterdirektor ein neues Mitglied seines Ensembles, den Bassisten Albert Eilers, der nicht so sehr mit irdischen Gütern gesegnet war, als Mitglied anmeldete, kam es zu hitzigen Diskussionen, in deren Verlauf mehrmals das Wort „Proletarier“ fiel.
Empört darüber, dass man einen Künstler so verunglimpfen konnte, erklärten Thomé und seine Theatermitglieder ihren Austritt aus dem Verein.
Der Proletarierclub.
Neben der „Arcadia“ gab es in Prag noch eine weitere, namenlose Künstlervereinigung. Hier trafen sich Künstler, Kunstfreunde, Literaten, Advokaten, Bankbedienstete, Industrielle und Beamte allabendlich nach dem Theater in zwangloser Runde.
Die Abende verliefen meist sehr fröhlich. Auch Thomé und sein Theaterensemble waren hier häufig. Der Vorfall in der „Arcadia“ wurde hier mit äußerster Entrüstung aufgenommen.
Aus dieser Entrüstung heraus beschloss man, dem bisher namenlosen eigenen Verein den Namen „Proletarierclub“ zu geben.
Weiter wurde beschlossen, jedem Mitglied einen Namen zu geben, der zum Beruf oder Steckenpferd des Betreffenden einen Bezug hat. Der Bassist Albert Eilers bekam so den Namen “Bassproletarier“.
Diese Namensgebung führte dazu, dass die Abende vor Witz, Geist, Humor und künstlerischen Darbietungen nur so sprühten.
Die Schlaraffia® wird getauft.
Mit der Zeit aber ließen Begeisterung und Teilnahme immer mehr nach.
Um den Verein nicht aufgeben zu müssen, forderte Albert Eilers alle noch verbliebenen Mitglieder auf, sich mit HAND und WORT zu verpflichten, auch weiterhin treu und fest zusammen zu halten.
Auf Vorschlag eines Mitgliedes wurde der Verein jetzt „Schlaraffia®“ genannt, der sich neben den Zielen des Proletarierclubs noch die Pflege einer innigen Freundschaft und Bruderliebe aufs Banner schrieb.
Das wirkte Wunder.
Das Spiel entsteht.
Schnell kräftigte sich der Zusammenhalt und es entwickelte sich eine Brüderlichkeit in der Gesinnung.
Wie es Künstlern zusteht, wurden die Persiflagen von der Bühne in den Verein übertragen. Eitelkeiten und Lächerlichkeiten in der Welt wurden mit einem feierlichen Kult verspottet.
Daraus erwuchs ein prunkvolles Zeremoniell, über dessen Einhaltung mit Argusaugen gewacht wurde. Dazu bildeten sich mittelalterliche Sprechweisen heraus.
Das letztendlich führte zu einem gespielten Rittertum mit ausgeprägtem augenzwinkernden Adelsdünkel. Jedes Mitglied erhielt jetzt einen Ritternamen, der die Person auch persiflierte.
So erhielt der Bassist und Hofopernsänger Eilers den Namen “Ritter Graf Gleichen der Lindenmüller” und der Theaterdirektor Thomė wurde „Ritter Carl II. der Frauenprüfer“ genannt.
Diese Idee der Namensgebung hat sich bis heute erhalten.
Die Spielregeln: Toleranz, Freundschaft, Kunst, Humor.
Der Verein bekam in Prag regen Zulauf. Mit der Zeit wuchs nicht nur sein Ansehen, sondern auch die geistige Regsamkeit, weil jedes Mitglied in einem gewissen Zeitraum einen Vortrag bringen musste.
Um den Wert des Vereines zu halten und zu festigen, wurden für den Ablauf der abendlichen Treffen Regeln (genannt “Ceremoniale”) erstellt. Daneben erstellte man noch eine Verfassung (genannt “Spiegel”), die allgemeine Dinge regeln sollte.
Hier wurde schon damals hineingeschrieben, dass Politik und Religion in diesem Verein verpönt sind und dass die Sprache der Schlaraffen deutsch ist. Letzteres dient dazu, dass jeder die Späße und geistriechen Beiträge des anderen jederzeit versteht. Vom Deutschtümeln und anderen seltsamen Abwegen sind die Schlaraffen dagegen seit jeher weit entfernt.
Die Schlaraffia erobert den Erdball.
Durch den Wegzug profaner Mitglieder in andere Städte oder Engagements der Künstler an anderen Bühnen breitete sich der Gedanke und das Spiel schnell aus.
Heute treffen sich Schlaraffen in mehr als 250 Städten auf der gesamten Welt. Überall ist man herzlich willkommen und die Abende verlaufen nach einem einheitlichen Standard mit viel Witz und Humor.